Erinnern statt nicht vergessen

Der Kontakt zu Judith Rhodes kam, wie es so oft geschieht, zufällig und durch engagierte Menschen am Rande einer Gurs-Ausstellung, die der Verein an Schulen bringt, zustande. Ihre Mutter, Ursula Rhodes, geboren in Ludwigshafen, gelangte mit einem der letzten Kindertransporte, der wenigstens die Kinder vor dem nationalsozialistischen Terror retten sollte, nach England. Lediglich einen kleinen Koffer durfte sie 1939 mitnehmen. Heute unvorstellbar, wie ein Kind dieses Herausreißen aus allem, was das bisherige Leben bedeutete, verkraften konnte. Ursula überlebte aber dadurch das Nazi-Regime, nicht so ihre Eltern und andere aus der Familie, etwa ihre Schwester Lilli. So war der Abschied am Mannheimer Bahnhof das letzte Zusammensein der Familie. „Erinnern statt nicht vergessen“, so formulierte Judith Rhodes den Grundstein ihres Engagements, mit welchem sie heute immer wieder diese Zeit in Erinnerung ruft, so auch am 7. November 2024 in der ehemaligen lutherischen Kirche in Wachenheim. Nahezu fünfzig interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer informierten sich zunächst mit einer filmischen Dokumentation über das Schicksal Familie Rhodes, bevor eine lebhafte Frage- Antwortrunde erneut verdeutlichte: Diese schrecklichste Zeit deutscher Geschichte mag lange zurückliegen – aber die Nachwirkungen leben auch der zweiten Generation nach der Schoah weiter.

Fahrt ins Städel-Museum Frankfurt

Etwa 30 Personen machten sich am 25.10.2024 auf den Weg nach Frankfurt am Main. Die beiden Vereine „Freundeskreis ehemalige Deidesheimer Synagoge“ und „Gegen das Vergessen“ hatten zu einer Tagesfahrt eingeladen. Erste Station war das renommierte Städel-Museum, in welchem die Teilnehmer/-innen eine interessante und tiefe Einblicke gewährende Führung zum Thema Provenienzforschung erleben durften (abgeleitet vom lateinischen Wort „provenire“ = herkommen). Anhand zweier Bilder der Künstler Fritz von Uhde und Max Liebermann wurden die Grundzüge und die „Tiefe“ dieses Arbeitsbereiches beeindruckend dargestellt. Alle städtischen und weitere private Museen unterziehen sich der so genannten Washingtoner Erklärung, welche dazu verpflichtet, gerade die Exponate jüdischer Künstler aus der Zeit von 1933 bis 1945 aber auch Kunstwerke aus der Kolonialzeit daraufhin zu untersuchen, ob es sich um Raubkunst oder Beutekunst handelt. Bei einem Kunstwerk oder Kulturgut sind im idealen Fall alle früheren Besitzverhältnisse (Provenienzen) ausfindig zu machen. Im positiven Fall wird mit viel Aufwand versucht, eventuelle Eigentümer bzw. deren Nachkommen ausfindig zu machen und mit ihnen eine Rückgabe bzw. faire Lösung zu finden – eine Arbeit, die bei weitem noch nicht als abgeschlossen gelten kann. Die Gruppe machte sich anschließend zum Jüdische Museum auf, um im dortigen Restaurant koscher ein Mittagessen einzunehmen, bevor auf eigene Faust das Museum mit seinen Einblicken vor allen in das Leben der Frankfurter Juden und deren Schicksal mit vielen originalen Exponaten erkundet wurde.

Angekündigte Ausstellung verschoben