Was passiert gerade in unserem Verein? In diesem Bereich möchten wir über kürzlich stattgefundene Veranstaltungen, zum Beispiel Vorträge oder Exkursionen berichten. Wir möchten Sie über die Tätigkeiten und die Entwicklungen unseres Vereins auf dem Laufenden halten. Natürlich werden Sie auch zu anstehenden Veranstaltungen hier Informationen finden. Alle bisherigen Einträge finden Sie gesammelt im Archiv.
Zum diesjährigen Europäischen Gedenktag der jüdischen Kultur machten sich 15 Personen auf den Weg in das ehemalige Konzentrationslager in Osthofen. Der Tag begann mit einer einführenden Vorstellung zur Historie dieses geschichtsträchtigen Ortes. Die Teilnehmer/-innen erfuhren, dass erst im Jahr 1991 das Anwesen vom Land Rheinland-Pfalz erworben wurde und ein Konzept zur Erinnerungsarbeit ausgearbeitet wurde. Das KZ Osthofen war kein Vernichtungslager, als eines der ersten dieser Art sollten die Gegner des Regimes bereits ab März1933 vor allem gebrochen und die Bevölkerung eingeschüchtert werden. In der kurzen Zeit seines Bestehens (März 1933 bis Juli 1934) kam keiner der Häftlinge zu Tode. Anschließend machte sich die Gruppe auf, um einzelne Räume zu besuchen, etwa die große Halle der ehemaligen Papierfabrik, in welcher die Häftlinge seinerzeit auf dem nackten und feuchten Steinboden nächtigen mussten. Auch die einzige Waschgelegenheit mit kaltem Wasser im Freien, am Neuen Appellplatz, wurden geschildert. Fror die Wasserleitung im Winter ein, wurde lediglich ein Haufen Sand zur Körperhygiene bereitgestellt. An einer Begrenzungswand befand sich die Latrine. Auch hierbei erfuhren die Besucher/-innen, wie animalisch die Wärter die Insassen diffamiert, gefoltert und gequält haben. War etwa die Latrine voll, mussten ausschließlich jüdische Häftlinge sie mit bloßen Händen und mit Dosen leeren. Wer auf dem Weg etwas verschüttete, wurde mit Tritten und Schlägen bestraft. Um das herbeiführen zu können, wurden die Häftlinge immer wieder geschubst, gestoßen oder ihnen ein Bein gestellt. Die so genannte Arena machte den stupiden Alltag mit demütigenden Arbeiten deutlich. Auf dem Platz konnte man imaginieren, wie etwa ein Sandhaufen durch die Häftlinge mit bloßen Händen immer wieder von einer Ecke an eine andere Stelle umgesetzt werden musste. Kaum war dies geschehen, kam die Anweisung, ihn noch einmal umzusetzen, bis er schließlich wieder am Ausgangspunkt aufgeschüttet werden musste. Nach der Mittagspause befasste sich die Gruppe mit jüdischen Biografien von Häftlingen, denn die Gedenkstätte beinhaltet auch ein Dokumentationszentrum. So unterschiedlich die zwölf erarbeiteten Lebenswege auch waren - von Flucht, Ausreise nach Palästina, Emigration, Suizid oder Ermordung in den Vernichtungslagern im Osten - alle enthielten den einen gemeinsamen Abschnitt: die Haft im KZ Osthofen. Berührt, beeindruckt und bereichert traten Besucher/-innen den Heimweg an, in dem Bewusstsein, dem Vereinsnamen „Gegen das Vergessen“ einen Tag lang gerecht geworden zu sein.
Exkursion am Europäischen Tag der jüdischen Kultur
Zum 3. Comic Salon innerhalb des „Winestreet-Festivals“ in Gönnheim am 5. und 6. Juli 2025 lud unser Verein die Lehrerin und Autorin Sandra Butsch ein. Mit verschiedenen Projekten ist sie seit Jahren in der Erinnerungsarbeit engagiert. Gemeinsam mit der Zeichnerin Katja Hermann stellte sie in der Kirche in Gönnheim ihre Graphic Novel „Eine Reise nach Gurs“ vor, welcher innerhalb eines beeindruckenden Projektes mit Schülerinnen und Schülern aus Freiburg entstand und als Buch (mit vielen weiterführenden QR-Codes) erhältlich ist. Neben Hinweisen, wie es zu dieser Reise in das ehemalige Internierungslager in Gurs mit der Schüler-AG "Geschichte" des Walther-Eucken-Gymnasiums kam, streuten die beiden Autorinnen Texte von Zeitzeugen und Schlerinnen und Schüler ein, mal gelesen, mal als originale Audioabspielung. Passend und als begleitende Hintergrundinformation bot der Verein „Gegen das Vergessen“ im Hof gegenüber der Kirche die 27 Rollbanner umfassende Ausstellung des Bezirlstages Pfalz „Gurs 1940“ an.
Autorin Sandra Butsch beim Comic-Salon in Gönnheim
Das Theaterstück „Frank gegen Frank“ bringt die Sichtweise zweier konträrer Menschen auf die Bühne, die zufällig denselben Nachnamen tragen und beide zur Zeit des Nationalsozialismus ein Tagebuch führten. Die bekannte Jüdin Anne Frank, deren Tagebuch und Schicksal weltweit bekannt ist und die noch im August 1944 in ihrem Versteck verraten, deportiert und ermordet wurde, steht auf der Opferseite, Hans Frank, verfällt als Jurist der nationalsozialistischen Ideologie, wird Generalgouverneur in Polen und ist auch nach dem Krieg uneinsichtiger Täter. Der "Schlächter von Polen" wird in den Nürnberger Prozessen verurteilt und gehängt und steht auf der Täterseite. Das Stück von Peter und Daniela Miklusz konfrontiert diese beiden Biografien gekonnt miteinander und brachten es am 12. Juni im Bernhardushof eindringlich auf die Bühne. Allein das Stück bot bereits vielfältige Ansatzpunkte, die zum anschließenden Gespräch ausgereicht hätten. Hinzu kam bei der Veranstaltung der glückliche Umstand, dass der in Norddeutschland lebende, 86jährige Niklas Frank, Sohn von Hans Frank, eigens für den Abend anreiste und als Zeitzeuge davon erzählte, wie er damit als Sohne dieses Nazi-Verbrechers aufgewachsen ist, was ihn bis ins hohe Alter und trotz des Versuchs einer Aufarbeitung per Buch beschäftigte. Näher, eindringlicher und erschütternder kann ein Abend nicht sein. Das spürten nicht nur die erwachsenen Besucher, auch den anwesenden über 150 Schülerinnen und Schüler der IGS Deidesheim/Wachenheim war die Betroffenheit anzumerken, die sich in einer regen Beteiligung am anschließenden Gespräch zeigte. Flankierend zu der Theateraufführung war in der IGS eine Ausstellung der Anne-Frank-Gesellschaft zu sehen. Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse haben dazu eigene Plakate über das Leben von Hans Frank beigesteuert.
Theater "Mon General" gastiert im Berhardushof in Deidesheim
Mit QR-Codes durchs jüdische Wachenheim